GLÜCK ist kein Glücksfall Teil 2

GLÜCK ist kein Glücksfall Teil 2

Unsere Persönlichkeitsstruktur ist wie eine Mauer, die uns umgibt und uns oft den Blick auf das versperrt, was wir für ein wirklich gutes Leben brauchen. Diese Mauer müssen wir überwinden, wenn wir Glück und Zufriedenheit finden wollen. Wie kann uns das Enneagramm dabei helfen?


Je mehr wir uns von der Sicherung unserer primären (typspezifischen) Grundbedürfnisse leiten lassen, desto mehr sind wir in unserer Persönlichkeitsstruktur gefangen. Sie umgibt uns wie eine Mauer, an die wir uns so gewöhnt haben, dass wir gar nicht mehr in Versuchung kommen, einen Blick dahinter zu werfen. Je weniger wir aber diesen Blick riskieren, desto mehr gerät unser Denken, Fühlen und Handeln aus dem Gleichgewicht und wir erleben Gefühlszustände, die wir so nicht wollen, die wir aber auch nicht einfach loswerden können.

Um hier gegenzusteuern und uns über die Mauer zu heben, braucht es Einsicht, Energie und Führung. Letztere gibt uns das Enneagramm in Form von zwei Linien, die auf zwei weitere Punkte verweisen. Sie zeigen jedem Typus die Eigenschaften, die er für sein inneres Gleichgewicht am dringendsten benötigt. Folgen wir nun einer dieser beiden Linien und schauen wir uns an, welche Eigenschaften idealerweise in dem Typenmuster zu finden sind, zu dem die Verbindungslinie entgegen der Pfeilrichtung verläuft.

Bei genauerem Hinsehen stellt man fest, dass es gerade die Eigenschaften und Verhaltensweisen sind, die bei den einzelnen Typen viel zu kurz kommen, die aber einen ganz entscheidenden Schritt in der persönlichen Entwicklung markieren. Eine Eins könnte zum Beispiel mehr Gelassenheit und Heiterkeit gebrauchen und sich dafür Anleihen bei der Sieben nehmen. Wenn wir also einen besseren Zugang zu den hervorstechenden Eigenschaften finden, die wir am Punkt der Linie gegen die Pfeilrichtung finden, haben wir einen großen Stolperstein auf dem Weg zu innerer Ausgeglichenheit aus dem Weg geräumt und können uns einem Zustand nähern, der dem, was wir Glück nennen, sehr nahe kommt.

Verfolgen wir den Weg der einzelnen Typen entgegen der Pfeilrichtung bis zu dem Punkt, der sozusagen die Überwindung des wichtigsten „Stolpersteins“ markiert:

Typus Eins => Typus Sieben

Menschen dieses Typs wollen „perfekt“ sein und messen sich an den höchsten Maßstäben. Auf dem Weg zu den positiven Eigenschaften der Sieben lernt die Eins, eine Balance zwischen Pflicht und Vergnügen zu finden, auch Erholung und Entspannung zuzulassen und so die heiteren Seiten des Lebens mehr zu genießen. Die Eins muss den Weg der Heiterkeit und Entspannung bewusst und zunächst als Pflichtübung gehen, um allmählich auch Zugang zur Energie der Sieben zu finden.

Typus Zwei => Typus Vier

Menschen des Typs Zwei sind innerlich fest davon überzeugt, dass sie nur dann Liebe und Anerkennung bekommen, wenn sie die Bedürfnisse anderer erfüllen. Es fällt ihnen sehr schwer, sich einzugestehen, dass sie auch eigene Bedürfnisse haben. Auf dem Weg zu den positiven Eigenschaften der Vier kann Typ Zwei lernen, sich mit der ganzen Bandbreite seiner Gefühle anzufreunden, eigene Ängste und Bedürfnisse zu artikulieren und auf sich selbst zu achten.

Typus Drei => Typus Sechs

Menschen des Typs Drei suchen vor allem Anerkennung durch Engagement und Leistung. Ihre Vorhaben und Ziele stehen im Mittelpunkt. Sie stellen ihre Emotionen in den Dienst ihrer Aufgabe. Wenn sich eine Drei in Richtung der positiven Eigenschaften des Typs Sechs bewegt, wird das Bedürfnis, ständig einen guten Eindruck auf andere zu machen, abnehmen. Die Drei wagt es, mehr von ihren wahren Qualitäten zu zeigen, legt Rollen und Masken ab und versucht nicht mehr, anders zu erscheinen, als sie ist.

Typus Vier => Typus Eins

Für Menschen des Typs Vier ist es sehr wichtig, sich selbst zu finden und ihre tiefsten Gefühle zu ergründen. Sie richten ihre Aufmerksamkeit vor allem auf das, was ihnen in einer Situation fehlt. Sie lehnen alles Banale und Alltägliche ab und suchen beharrlich nach dem Besonderen und Außergewöhnlichen. Auf dem Weg zur Eins lernt die Vier, von subjektiven Befindlichkeiten abzusehen und Verbindlichkeiten und Normen für sich zu akzeptieren. Ausdauernd und diszipliniert geht sie nun Aufgaben an, ohne sich ständig als etwas Besonderes erleben zu wollen.

Typus Fünf => Typus Acht

Menschen des Typs Fünf werden von einem tiefen Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Autonomie angetrieben, das sie durch das Suchen und Sammeln von Informationen und Wissen absichern wollen. Die Beschäftigung mit Gefühlen erschöpft sie, und sie ziehen es vor, den Verstand in den Mittelpunkt ihres Daseins zu stellen. Wenn sich Fünfer in ihrer Entwicklung der Acht nähern, fühlen sie sich besser in der Lage, Herausforderungen anzunehmen und ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Ihre „Erdung“ im Körper gibt ihnen das nötige Selbstvertrauen, um mit der Welt in Kontakt zu treten.

Typus Sechs => Typus Neun

Für Menschen des Typs Sechs ist es wichtig, Situationen und Absichten kritisch zu hinterfragen. Sie haben einen inneren Automatismus, Schwierigkeiten und Probleme vorauszusehen. Wenn eine Sechs sich der Neun nähert, lernt sie loszulassen und ihre Gedanken zu beruhigen. Sie verliert den Zwang, sich ständig absichern zu müssen und wird gelassener. Es gelingt ihr immer öfter, den ständig ablaufenden Denkprozess zu unterbrechen, und sie lernt zu akzeptieren, dass es unmöglich ist, sich gegen alle Eventualitäten abzusichern.

Typus Sieben => Typus Fünf

Für Menschen des Typs Sieben ist es besonders wichtig, ein genussvolles Leben zu führen, und sie planen ständig Aktivitäten, die dies versprechen. Das kann dazu führen, dass sie Menschen und Projekte aufgeben, wenn sie sich zu sehr eingeengt fühlen und ihre anderen Interessen zu sehr einschränken müssen. Wenn Siebener sich der Fünf nähern, werden sie besonnener und wissen, was ihnen wirklich wichtig ist. Sie können ihre Aufmerksamkeit auf Prioritäten richten, ohne Angst zu haben, etwas zu verpassen, und können dann auch negative Gefühle mit Gelassenheit ertragen.

Typus Acht => Typus Zwei

Menschen des Typs Acht sind fest davon überzeugt, dass man immer stark genug sein muss, um alles unter Kontrolle zu haben. Ihr Durchsetzungsvermögen kann sich bis zur Aggressivität steigern, ohne dass sich die Acht ihrer Wirkung auf andere bewusst ist. Wenn eine Acht Eigenschaften der Zwei erwirbt, wird ihr bewusst, wie einschüchternd sie oft auf andere wirkt. Durch aufmerksames Zuhören lernt sie die Gefühle ihres Gegenübers kennen. Das schafft Raum für echte Interaktion, in der auch andere ihre Ideen einbringen können.

Typus Neun => Typus Drei

Menschen des Typs Neun bringen echtes Verständnis für unterschiedliche Standpunkte auf und sorgen für ein harmonisches Miteinander. Um dies nicht zu gefährden, sucht die Neun stets nach Möglichkeiten, ein Nein zu Vorschlägen und Forderungen anderer zu vermeiden. Sie scheut sich nicht, ihre eigenen Interessen mit Nachdruck zu vertreten. Wenn die Neun auf dem Weg zur Drei ist, wird sie eine Lösung für ihre zentrale Aufgabe finden, nämlich in Aktion zu treten und ihrer eigenen Motivation zu folgen. Dabei riskiert sie sogar gelegentlich einen Konflikt und merkt, dass sie ihn bewältigen kann.

Für alle neun Typen gilt jedoch: Das Überwinden dieser Stolpersteine ist nie selbstverständlich. Wie bei jeder Meisterschaft braucht es ständiges Üben!