Typen, Töne, Tannenduft
Von fröhlich bis melancholisch, von besinnlich bis rockig – rund um die Weihnachtszeit bietet das Radio wieder eine unendliche Auswahl an Weihnachtsmusik. Für jeden Musikgeschmack und jede Stimmung ist etwas dabei. Finden wir für jeden Typus das passende Lied? Wir machen den Versuch – natürlich mit einem Augenzwinkern!
Typ Eins
So this is Christmas, Lennon / Ono
Wenn mein Sohn dieses Lied auf dem Klavier spielt, freut mich (eine Eins) das ganz besonders. Die über das Weihnachtsfest hinausgehende Gesellschaftskritik und Antikriegsbotschaft entspricht dem Wesen der Einser, die immer eine „Mission“ verfolgen – und sei es nur, die Nachbarn von der Energieeffizienz von LED-Lichterketten zu überzeugen. Der Text betont, dass der Weg zu einer friedlichen Welt mit dem Handeln jedes Einzelnen beginnt. Dieses Prinzip des Gemeinwohls durch Eigenverantwortung ist tief im Selbstverständnis der Eins verwurzelt. Singen wir also ein Friedenslied, das uns inspiriert, eine bessere Welt zu schaffen – vielleicht sogar gemeinsam mit unseren Nachbarn, die beim Mülltrennen immer nachlässiger sind als wir!
www.youtube.com/watch?v=-zWAv_jMVyc
Typ Zwei
Do they know it’s Christmas, Band Aid
Das Lied „Do They Know It’s Christmas“ weist interessante Parallelen zu Typ Zwei auf. Beide teilen den Wunsch zu helfen, wie das Lied mit seinem Ziel, den Hunger in Äthiopien zu lindern, zeigt. Beide finden im Helfen eine große Erfüllung. Die Zeile „Tonight thank God it’s them instead of you“ könnte man als Spiegel des Stolzes von Typ Zwei interpretieren: „Andere brauchen meine Hilfe, ich nicht“. Aber wie bei allen Bemühungen lohnt es sich, die langfristigen Auswirkungen zu betrachten – sowohl beim Lied als auch bei den Handlungen von Typ Zwei. Und manchmal ist es wichtig zu erkennen: Auch Helfer brauchen hin und wieder eine helfende Hand, und auch sie dürfen sich beschenken lassen – nicht nur vom Weihnachtsmann.
www.youtube.com/watch?v=RH-xd5bPKTA
Typ Drei
Ich durchforstete alle Playlists nach Weihnachtsliedern, fand aber keines, das für mich die Aura der Drei ausstrahlte. Da half mir mein Kollege Gonzalo, selbst eine Drei. Er schickte mir kurzerhand seinen eigenen Text (wenn auch für Silvester und nicht für Weihnachten) und zeigte mir einmal mehr, wie effektiv und effizient Dreier sein können. Wer braucht schon „Jingle Bells“, wenn „Muscle Cells“ angesagt sind. Auftrag erledigt, und das in Windeseile! Der Text wäre dann wohl als Rap zu verstehen.
Es ist die Zeit der Freude, lasst uns hell strahlen,
Ins Fitnessstudio gehen, den Körper neu bemalen.
Ich werde Ziele erreichen, jeden Tag ein Rennen,
Mein Leben neu gestalten, mich selbst neu erkennen.
Neujahrsvorsätze, ein altes Spiel,
Fit und glücklich sein, das ist mein Ziel.
Mit Stil und Charme will ich imponieren,
Mein strahlendes Lächeln soll alle faszinieren.
Typ Vier
Wintersong, Sarah McLachlan
Dieses Lied könnte der perfekte Soundtrack für Menschen des Typs Vier sein, die sich in einer melancholischen Weihnachtsstimmung befinden. Es handelt nicht von überschwänglicher Freude und Festlichkeit, sondern spiegelt einfühlsam wider, wie diese Zeit zum Nachdenken über persönliche Erfahrungen, erlebte Verluste und unerfüllte Sehnsüchte einlädt. Die Künstlerin schafft mit ihrer ausdrucksstarken Stimme und ihren Worten eine tiefe emotionale Verbindung. Eine verletzliche Stimmung durchzieht das Lied – wie so oft das Leben der Vier, die ihre Melancholie wie einen kostbaren Mantel tragen. Kunstvoll leiden, statt den Schmerz zu unterdrücken und fröhlich „Jingle Bells“ zu singen, das ist eher der Stil der Vier.
www.youtube.com/watch?v=QVVlyWeaMN4
Typ Fünf
Alle Jahre wieder, Roland Neuwirth
Der Text dieser abgewandelten Version von „Alle Jahre wieder“ ist eine humorvoll – kritische Interpretation des Weihnachtsliedes – ganz nach dem Geschmack der Fünf, die das Chaos lieber aus sicherer Distanz analysiert. Das weihnachtliche Beisammensein wird aus der Perspektive einer Person geschildert, die dabei unter großem, zwischenmenschlichem Stress steht. Der Protagonist fühlt sich vom Ansturm der Verwandtschaft überrollt, will sich entziehen, muss aber freundlich bleiben. Trocken und zynisch beschreibt er das Treiben, als wäre er ein Anthropologe, der eine fremde Spezies beobachtet. Sein „Fluchtplan“ scheitert – für die zerbrochene Vase bekommt er noch mehr „Plunder“ und weit und breit keinen Rückzugsort – der Albtraum jeder Fünf!
https://www.youtube.com/watch?v=PRLyCXh4r4Y
Typ Sechs
O Tannenbaum
Der Tannenbaum gilt als Symbol der Beständigkeit, denn er trotzt allen Widrigkeiten der Jahreszeiten. Seine immergrünen Nadeln bleiben das ganze Jahr über erhalten. Diese Beständigkeit gibt uns Mut und Kraft, und so kann er uns in dieser Hinsicht ein Vorbild sein, ebenso wie die Sechser, die es meisterhaft verstehen, in allen Lebenslagen treu und unerschütterlich zu ihren Überzeugungen zu stehen. Damit die Unveränderlichkeit des Tannenbaums (und der Sechser) nicht womöglich als Metapher für Starrheit missverstanden wird, empfehle ich die folgende Interpretation des Liedes, die mit verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten spielt. Denn auch ein Tannenbaum kann überraschen – zumindest, wenn man ihn mit genügend Lametta schmückt!
www.youtube.com/watch?v=O-0AAMTq3Jg
Typ Sieben
Bobby Helms, „Jingle Bell Rock“
Das Leben in vollen Zügen zu genießen, das ist das Motto der Sieben. „Jingle Bell Rock“ ist die perfekte Verkörperung dieser Lebensfreude. Es ist, als hätte jemand eine Sieben in einen Mixer geworfen, eine Portion Weihnachtsstimmung hineingemischt und als Lied herausgebracht. Es ist ein fröhliches und beschwingtes Weihnachtslied, das eine ausgelassene und unbeschwerte Festtagsstimmung vermittelt – langweilige Feiertage kennt die Sieben nicht. Und es funktioniert auch nach vielen Jahren noch, dieses Loblied auf das Zusammensein mit Freunden und Familie, bei dem man innerlich jubelt und die Korken knallen lässt. Wäre das Leben eine Party, Siebener wären jedenfalls die DJs.
www.youtube.com/watch?v=fyEAX7Cd3OE
Typ Acht
Santa Claus Is Comin’ to Town, in der Interpretation von Bruce Springsteen,
Bruce Springsteen, der musikalische Bulldozer, trifft auf Typ Acht, die menschliche Lokomotive. Was dabei herauskommt? Ein spektakuläres Feuerwerk. Achter agieren mit maximaler Intensität – als hätten sie den Lautstärkeregler des Lebens auf Maximum gestellt. Und Bruce? Der interpretiert den Weihnachtsklassiker mit so viel Energie, dass Santa Claus wie eine Naturgewalt daherkommt. Er ist hier eindeutig der Boss – eine Acht im roten Mantel. Er stellt die Regeln klar auf („You better watch out, you better not cry …“) und er behält die absolute Kontrolle. Denn er sieht dich, sogar wenn du schläfst! Aber er belohnt Wohlverhalten, auch wenn er Geschenke eher wie Geschoße durch den Kamin schleudert!
www.youtube.com/watch?v=iSgEDKjmT5o
Typ Neun
Driving Home for Christmas, Chris Rea
Der Reisende macht sich optimistisch und voller Vorfreude auf den langen Weg, um mit seiner Familie Weihnachten zu feiern. Seine positive Einstellung und innere Ausgeglichenheit spiegeln sich in der ruhigen Stimmung des Liedes wider. Der immer wiederkehrende Refrain schafft eine heimelige und gemütliche Atmosphäre, die durch den entspannten Gesangsstil von Chris Reas noch verstärkt wird. Dezente Glockenklänge und das harmonische Zusammenspiel von Musik, Text und Gesang vermitteln ein Gefühl von Ruhe und Harmonie – wie eine liebevolle Umarmung. Dieses Lied ist eine Einladung, innezuhalten und die friedvolle Energie einer Neun auf sich wirken zu lassen – zumindest für die Dauer der Autofahrt.
www.youtube.com/watch?v=SfonaZjvbkM
Übrigens: Welchen Typ würden Sie denn Santa Claus am ehesten zuschreiben? Ich persönlich denke, … Aber vielleicht ein anderes Mal. Frohe Weihnachten!